Interview Paul Eberhard Schall “Weltweit kein besseres Fleckchen“

In Baden-Württemberg sind noch Ferien, so langsam schien es ruhiger zu werden in Sachen “Messeraub“. Paul Eberhard Schall meldete sich wieder zu Wort. Das war Anfang August. Inzwischen gibt es neue Gerüchte ...

Können Sie sich in Sinsheim noch blicken lassen?

Schall: Ja natürlich! Ich habe doch niemandem etwas getan oder niemanden betrogen. Ich habe keinen Grund, abzuhauen.

Wie fühlt man sich, wenn man sich für eine Entscheidung öffentlich rechtfertigen muss?

Das tut richtig weh. Ich finde es traurig, wie das Unternehmertum hier mit Füßen getreten wird. Es ist ja nicht so, dass wir Geschäft und Arbeitsplätze abbauen. Auch in Sinsheim ist nicht ein einziger bislang verloren gegangen. Ich könnte es mir ja leicht machen und die aktuellen Schlagzeilen als PR werten. Dann hätte ich die seit Monaten beste Werbung bekommen. Schade ist im Moment wirklich das Gezänk in der Politik. Ich habe manchmal das ungute Gefühl, die Agierenden können Wahrheit und Lüge nicht mehr auseinander halten. Sie werden sehen, der Untersuchungsauschuss wird noch mal kurz Wellen schlagen - und dann ausgehen wie das Hornberger Schießen.

Zur Motek und damit zur Messepolitik: Es gibt Veranstalter und Verbände, die würden diese Messe gern in einem zweijährigen Rhythmus sehen, andere halten die Messe für überflüssig. Was halten Sie denen entgegen?

Ich weiß nicht, wie es die anderen machen. Aber ich höre auf meine Aussteller und Beiräte. Und die wollen keinen Zwei-Jahres-Rhythmus für die Motek. Sicher, die Kollegen in München und Hannover würden sich freuen, denn eine Änderung des Turnus bedeutete eine Stärkung ihrer Veranstaltungen, sprich der Hannover Messe und der Automatica. Aber da die Aussteller eine jährliche Motek wollen, ist eine Änderung des Rhythmus kein Thema. Die Aussteller werden so lange zur Motek gehen, so lange es sie gibt. Diese Kritiker haben einfach Angst vor Stuttgart.

Ihre Zukunftsvisionen für die Flaggschiffe Motek und Control?

Nicht nur die beiden von Ihnen genannten Messen, sondern auch die Blechexpo und die Car+Sound können sich in Stuttgart weiter entwickeln. Natürlich wird dieses Wachstum nicht in Riesenschritten erfolgen, sondern langsam, aber stetig. Da bin ich ganz sicher.
Ich war gerade ein paar Wochen in Asien unterwegs. Die Entwicklung dort ist rasant. Die weltweite Expansion des Geschäfts wird den europäischen Messemarkt schmälern. Stichwort: Überkapazitäten. Der Flächenbedarf wird sich auf ein paar Gelände konzentrieren. Und ich bin der Überzeugung, dass der Standort Stuttgart für unsere Messethemen wie gemacht ist. Es gibt weltweit kein besseres Fleckchen. Hier sitzt die leistungsstarke Industrie. Das Umfeld stimmt einfach.

Interview: Christiane Appel

m+a NEWSLINE Nr.17 / 2005 vom 01.09.2005
m+a NEWSLINE vom 1. September 2005