Kommentar m+a NEWSLINE Nr. 14/15 / 2005 vom 21.07.2005

Vor nicht allzu langer Zeit begab es sich, dass es den Messen nicht mehr so gut ging wie in den Jahren zuvor, als sie wuchsen und prosperierten und Rekordmeldungen an der Tagesordnung waren. Damals waren die Veranstalter glücklich, blicken zufrieden auf ihre Wartelisten, und bauten Hallen, eine schöner als die andere. Dann fingen die Messen an zu kränkeln, schienen von einer Art Schwindsucht befallen zu sein. Zu dieser Zeit bildeten sie Märkte ab, denen es einfach nicht gut ging. Inzwischen gibt es harten Wettbewerb zwischen den einzelnen Messegesellschaften. Der ist völlig neu. Schon schaut man bei Veranstaltungen wie zum Beispiel dem Messeseminar der IDFA, wer mit wem nicht mehr spricht ... Als andere Messegesellschaften Stuttgart zu dem Coup Schall noch gratulierten, begann sich in Baden-Württemberg ein unschönes Gemenge zusammenzubrauen. Inzwischen ist es über das Stadium einer peinlichen (Provinz)Posse hinaus-, es hat sich ausgewachsen zu einem Trauerspiel. Seit der Vertragsunterzeichnung Anfang Juni verzettelt sich dort die Politik in ihrem verzweifelten (und aussichtslosen) Versuch, es allen Recht zu machen, und blamiert sich dabei bis auf die Knochen. War der Beschluss zur Akquise noch einstimmig gewesen und geschah die Vertragsunterzeichnung Schall/Stuttgart mit ausdrücklicher Billigung der Landesregierung, will es jetzt niemand mehr gewesen sein. Die Messe hängt im tiefsten Strudel der Parteipolitik (und in den Negativschlagzeilen). Jetzt droht ein Untersuchungsausschuss. Und diejenigen, die vor fünf Wochen noch gratulierten, schütteln nur noch den Kopf und schauen in einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Schadenfreude zu. Den Schaden durch die öffentliche Diskussion haben die Messegesellschaft Stuttgart und die Landesregierung. Fehler und Schwächen, echte Probleme und vermutete - die Opposition reibt sich die Hände. Wenn es nicht so traurig wäre ... Derweil scheint sich ein anderer Standort in Baden-Württemberg daran zu machen, die Diskussionen um die neue Landesmesse (und damit die Messepolitik, so es sie denn gibt) am Kochen zu halten: Karlsruhe. Das Prestigeobjekt, mit dem vor allem der Messe Stuttgart Konkurrenz gemacht werden sollte - das war erklärter Wille - steckt tiiiiiief in den roten Zahlen. Zuletzt hatte sich der Hauptgesellschafter der Messe, die Stadt Karlsruhe, das Etappenziel der Tour den France rund eine halbe Million Euro kosten lassen. Angedockte Konzerte mit (Ex)Superstars kamen auch finanziell hinzu - und gerieten zum Desaster. Eine Art Titanic-Affäre in klein. Na wenn das nicht auch Stoff für den bevorstehenden (Landtags)Wahlkampf ist ...Christiane.Appel@dfv.de

m+a NEWSLINE Nr.14/15 / 2005 vom 21.07.2005
m+a NEWSLINE vom 21. Juli 2005