Messe Stuttgart “Entscheidung musste kommen“

Spätestens nach diesem Coup war klar: Der Vertrag mit Messegeschäftsführer Ulrich Kromer wird bis 2011 verlängert. Das gab Michael Föll, Erster Bürgermeister der Stadt Stuttgart und Aufsichtsratsvorsitzender der Messe Stuttgart auf der Jahrespressekonferenz am 8. Juni bekannt.
Der Coup: Die Firmengruppe Schall - wie bereits am 8. Juni per m+a NEWSLINE-Flash gemeldet - wechselt mit ihrem Portfolio von Sinsheim nach Stuttgart und kooperiert langfristig mit der SMK. Die Messen, die Schall an anderen Standorten veranstaltet, sind davon nicht betroffen. Föll gab den "entscheidenden Schritt" bekannt, der den "Messestandort Stuttgart und Baden-Württemberg nach vorne bringen wird." Föll: "Diesen Wert kann man nicht hoch genug einschätzen."
Das Paket der zehn nun nach Stuttgart wechselnden Schall-Messen umfasst derzeit rund 3500 Aussteller und 220 000 Besucher. Zum Vergleich: im Jahr 2004 zählte die Messe Stuttgart 10 701 Aussteller und rund eine Million Besucher. Wichtiger noch als die reinen Zahlen sind freilich die Qualität und die inhaltliche Ausrichtung vor allem der technischen Fachmessen der Schall-Gruppe. "Das passt optimal in unser Portfolio und wird stark dazu beitragen, das Profil der Neuen Messe Stuttgart als Standort für Hightech und Innovation national und international weiter zu schärfen", sagte ein sichtlich erleichterter Ulrich Kromer. Control und Motek verfügen heute schon über "Ableger" in Frankreich, Italien und China.
Paul Eberhard Schall plant, "bereits im Herbst 2007 mit der Motek nach Stuttgart zu gehen - "und wir werden auf jeden Fall ab 2008 alle anderen Messen in Stuttgart durchführen." Über mehr als 15 Jahre hinweg sei das Messegelände in Sinsheim für sein Unternehmen der ideale Standort für alle Messen und Ausstellungen gewesen. Das Gelände an der A6 sei mit großem Aufwand ausgebaut und weiter entwickelt worden, um den Anforderungen der Aussteller und damit auch der Veranstaltungen gerecht zu werden. Doch die Grenzen für internationale Messen in Sinsheim seien nun erreicht. Eine Erweiterung des Messegeländes über die derzeitige Veranstaltungsfläche hinaus sei nicht mehr möglich, der überwiegende Teil der Aussteller und Messebeiräte fordere massiv wegen fehlender Flächenkapazität und mangelnder Infrastruktur eine Standortverlegung. Schall: "Es wäre unternehmerisch unsinnig und unverantwortlich, gegen die Interessen unserer Aussteller an bisherigen Strukturen festzuhalten. Die Entscheidung für Stuttgart war klar. Sie musste kommen." Er wolle mit dieser Entscheidung auch zeigen, wie stark er als Unternehmer dem Wirtschaftsraum Baden-Württemberg und seiner Heimatregion Stuttgart verbunden sei.
Was Sinsheim betrifft, werde die Firmengruppe Schall bis 2008 alles tun, um die Qualität ihrer Veranstaltungen und Dienstleistungen dort für ihre Aussteller zu sichern und im Rahmen der Möglichkeiten auszubauen.
Für Sinsheim bricht indes eine Welt zusammern. Mit Bestürzung haben laut Zeitungsberichten Oberbürgermeister und die Wirtschaft der Region auf die geplante Verlagerung reagiert. Um den Messestandort zu erhalten, müssten nun schnellstmöglich neue Investoren gefunden werden. Konkrete Pläne gibt es allerdings noch nicht. Man denkt aber auch darüber nach, auf dem Messegelände künftig Industrie anzusiedeln.

P.S.: Die Entscheidung über einen zweiten Geschäftsführer für die Messe Stuttgart soll noch vor der Sommerpause getroffen werden. Die Gespräche sind in vollem Gang.

m+a NEWSLINE Nr.12 / 2005 vom 16.06.2005
m+a NEWSLINE vom 16. Juni 2005