Kommentar m+a NEWSLINE Nr. 21 / 2004 vom 28.10.2004

Fern der Heimat, aus China, verkündet Frankfurts Messechef Michael von Zitzewitz, er wolle die Art Frankfurt gerne abschaffen: Sie mache regelmäßig Verlust und stehe auf dem Prüfstand. Ähnliches sagen die Westfalenhallen Dortmund von der West Antique. Trotz erhöhter Besucherzahlen wird sie aus dem Programm genommen. Auf Dauer fehle die wirtschaftliche Grundlage, verkündete Stefan Baumann, Geschäftsführer der Messe Westfalenhallen Dortmund GmbH. Das sind nur zwei Beispiele von mehreren. Auch wenn es den Stadtvätern und -müttern nicht gefällt: Sie werden sich wohl oder übel daran gewöhnen müssen, dass Messen eben erst in zweiter Linie Wirtschaftsförderinstrumente sind.
Messekonzepte stehen nicht nur bei den Ausstellern, den Kunden, auf dem Prüfstand, sondern auch bei den Veranstaltern höchstselbst. "Privatwirtschaftlich nicht finanzierbar" heißt es nun immer öfter, wenn eine Messe nicht den richtigen USP hat und damit austauschbar ist. Messen machen nicht nur Marken, Messen müssen auch selbst Marken sein, um bestehen zu können. Eine gute Messemarke sollte so angelegt sein, dass sie auch an anderen Plätzen durchgeführt werden kann. Und hier ist in der Vergangenheit nicht genug getan worden.
Die enttäuschten Stadtväter und -mütter könnten für die Messemacher noch zum Problem werden. Jahrelang hat man sich gegenseitig verwöhnt. Da das Inlandsgeschäft hinkt, werden die nun klammeren Veranstalter ihre Auslandsaktivitäten noch verstärken müssen, um wieder rennen zu können. Das kostet Geld. Und es dauert, bis im Ausland richtig Geld verdient wird. Nur: Wie erklärt man das den Gesellschaftern oder auch den Mitarbeitern, denen Sparen verordnet wird?
Mit Zeitverzögerung geht es in Sachen Messemarkt-Bereinigung zu einem Zeitpunkt richtig los, zu dem die Besucherzahlen anziehen und auch die Konjunktur wieder anzuspringen scheint. Schade.Es muss ja nicht gleich die Einstellung eines Themas sein. Vielleicht funktioniert's ja auch bei dem ein und anderen mit Outsourcing. Dann muss nicht immer gleich der ganze große Messeapparat angeschmissen werden.

christiane.appel@dfv.de

m+a NEWSLINE Nr.21 / 2004 vom 28.10.2004
m+a NEWSLINE vom 28. Oktober 2004