Kommentar m+a NEWSLINE Nr. 20 / 2004 vom 14.10.2004

Personalpolitik setzt sich aus zwei Wörtern zusammen. Personal und Politik. Wahrscheinlich ist das so, weil man mit Personal wunderbar Politik betreiben kann. Das gilt in jeder Beziehung, ganz besonders aber wohl, wenn es um die Besetzung höherer Ämter, beispielsweise Geschäftsführerposten geht. Da heißt es dann für Belegschaft oder vorhandene Geschäftsführer oft nur "Überraschung!".
Ein Lehrstück in Sachen Personal & Politik wird derzeit in Frankfurt geprobt. Ende September hieß es dort in einer Zeitung, die in Sachen Magistratssitzungen über besonders gute Quellen verfügt, es gäbe einen Nachfolger für Gerhard Gladitsch und nannte einen Namen. Der Artikel erschien vorab. Dumm nur: Das Thema wurde von der Tagesordnung gestrichen. Über den Grund darf gestritten werden. Wahrscheinlich ist er ganz simpel: Die Gesellschafter dürften noch nicht ausklamüsert haben, wen sie als dritten Mann in die Geschäftsführung der Messe Frankfurt entsenden.

Es ist Herbstzeit, da wird das Laub nicht nur von den Bäumen geweht, es rauscht auch ganz heftig im Blätterwald. Beliebtes Objekt in diesen Zeiten: die Messe respektive Messebeteiligungen. Leitmessen werden als Wald- und Wiesen-Messen bezeichnet, Wirtschaftszeitungen - nur als Beispiel - titeln schon mal "Weitere Konzerne verlassen die CeBIT", wenn Unternehmen lediglich ihre Teilnahme in Frage stellen. Aber das wären dann ja keine Schlagzeile, die der Boulvardisierung der Wirtschaftspresse entgegenkäme. Es ist die Zeit der Budgetverhandlungen in den Unternehmen. Die Messebeteiligung ist ein dicker Posten und wird von vielen als zu teuer empfunden. Das ist die eine Seite. Die andere: Mit derartigen Schlagzeilen bezwecken ausstellende Unternehmen noch etwas anderes - und laufen damit Gefahr, die Bedeutung des Marketinginstrumentes Messe zu schmälern. Solche Schlagzeilen dienen auch zum Einläuten einer neuen Preiskampfrunde und dürften uns wohl über die nächsten Wochen erhalten bleiben. Immer öfter werden Medien so zum Vehikel von Verhandlungen. Egal ob es um Arbeitsplätze geht - siehe Karstadt - oder um Standpreise und Hotelkosten. Es sollte kein Argument sein, über die Presse mit den Veranstaltern zu verhandeln.

Was viel Schlimmer ist: Die ausstellenden Unternehmen machen sich ihre Plattformen und damit selbst kaputt und zerstören ihre eigenen Marktplätze. Das Ergebnis könnten dann wirklich Wald- und Wiesen-Messen sein. Ob ihnen das bewusst ist?

christiane.appel@dfv.de

m+a NEWSLINE Nr.20 / 2004 vom 14.10.2004
m+a NEWSLINE vom 14. Oktober 2004