Kommentar m+a NEWSLINE Nr. 18 / 2004 vom 16.09.2004

Zwei Jahre ist es her. Da wurde Volker Neumann drei Wochen vor Beginn der Buchmesse 2002 als ihr Retter ins Amt gehoben. Sein Vorgänger Lorenzo Rudolf war zuvor nach extrem kurzer Zeit in Frankfurt wegen Unstimmigkeiten zwischen Geschäftsführung und Aufsichtsrat entlassen worden. Nun, wir schreiben das Jahr 2004, drei Wochen vor der Buchmesse wird bekannt gegeben, dass auch Neumann wieder gehen muss. Bis zu seinem Rentenalter im Jahr 2007, darf der Buchmesse-Chef nicht weitermachen, obwohl er - der die Buchmesse wieder auf Kurs gebracht hat - es gerne getan hätte. Aber da ist der Börsenverein des Deutschen Buchhandels vor. Der hat einstimmig beschlossen, Neumanns Vertrag, der bis Ende 2005 läuft, nicht zu verlängern. Drei Wochen vor Beginn der weltgrößten Bücherschau ist nicht nur der Zeitpunkt schlecht gewählt: Die Art und Weise der Verkündung des Aus für Neumann ist stillos - und dürfte auf die Mitarbeiter nicht gerade motivierend wirken. Da Neumann fachlich nichts vorzuwerfen ist, ist von verbandsinternen Gründen und "Animositäten auf der menschlichen Ebene" die Rede. Nachwirkungen der Standortdebatte aus dem vergangenen Jahr? Die Buchmessen GmbH bestreitet dies. Die Frankfurter Zeitungen sind anderer Meinung. "Abgang eines Bayern-Fans" kommentierte die FAZ; die Frankfurter Rundschau sprach von einer "späten Quittung". Den Stein hatte Volker Neumann selbst ins Rollen gebracht - allerdings mit einem anderen Ergebnis gerechnet, als er um Klarheit in Sachen Vertragsverlängerung noch vor der Buchmesse bat. Jetzt darf man gespannt sein, wer die oder der Neue an der Spitze der Bücherschau werden wird und was der Verband unter "längerfristiger Lösung" versteht. Der Vorgänger von Rudolf und Neumann, Peter Weidhaas, war immerhin 25 Jahre im Amt ...

Ortswechsel: Die Messe Berlin mag bei dem Modemessen-Boom in der Hauptstadt nun nicht länger abseits stehen und kommt mit einer eigenen Show daher. B-in-Berlin ihr Name (Flash vom 6. September). Premiere ist vom 21. bis 23. Januar unterm Funkturm. Gut, dass die Fruit Logistica, die Messe für Früchte und Gemüsemarketing, jetzt eine eigene Veranstaltung ist. Sie hat die (zeitliche) Parallelität zur Grünen Woche (21. bis 30. Januar) abgestreift. Das steht der B-in-Berlin noch bevor. Auch wenn's jetzt hallenmäßig passt und die Messe Berlin ein Plätzchen im Südgelände für das neue Baby freimachen konnte: Die Themen liegen Welten auseinander - und die Besucherinteressen wohl auch. Man darf gespannt sein, wenn Modefreaks und mampfende Berliner aufeinander treffen.Christiane.Appel@dfv.de

m+a NEWSLINE Nr.18 / 2004 vom 16.09.2004
m+a NEWSLINE vom 16. September 2004