Projektgesellschaft Neue Messe, Stuttgart Erster Spatenstich

Für die einen war es ein Tag der Genugtuung, für die anderen einer der Niederlage: Am 14. September erfolgte der Spatenstich für die neue Landesmesse vor den Toren Stuttgarts. Es waren auch nur noch wenige Messegegner - nach ihren Angaben 150 Menschen - gekommen, um gegen den Neubau zu demonstrieren. Zweimal hatten sie vor Gericht verloren, über 99 % der benötigten Grundstücke sind in der Hand der Projektgesellschaft. "Das haben wir vor vier Monaten noch nicht ahnen können", so ihr Geschäftsführer Ulrich Bauer.
Das Event war kurzweilig und originell - ohne viel Aufwand. Staatssekretär Horst Mehrländer freute sich, dass die neue Messe "Stück für Stück Realität wird" und machte klar, dass die Bezeichnung Landesmesse nur eine Übergangslösung sein und dem Namen Neue Messe Stuttgart Platz machen wird. Ministerpräsident Erwin Teufel betonte die Bedeutung der Messe für den "Wohlstand in unserem Land". Auch wenn das Messegeschäft härter geworden sei, rechne er sich gute Chancen für das neue Gelände aus mit spezialisierten Fach- und Publikumsmessen. Leider habe die Messe Stuttgart auf dem Killesberg ob der Verhältnisse in jüngster Zeit "keine Entwicklung mehr machen können". "Mit der neuen Messe wird wieder Boden gut gemacht. Davon bin ich überzeugt." Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster widersprach dem Vorwurf, die neue Messe Stuttgart sei lediglich ein Prestigeobjekt. "Sie wird mindestens 5000 neue Arbeitsplätze schaffen." Angesagt seien jetzt offensives Marketing, neue Messethemen und neue Messepartner. Schuster ist sicher: "Die neue Messe spielt in der Champions League." "Der internationale Standortwettbewerb ist gekennzeichnet durch einen Wettbewerb um Menschen und deren Fähigkeiten - und um einen der Infrastruktur", sagte Regionaldirektor Bernd Steinacher und betonte die gute Verkehrsanbindung des neuen Geländes, das direkt neben dem Flughafen liegt. Architekt Tobias Wulf sprach vielen Gästen aus dem Herzen: "Nach so langer und intensiver Planungszeit will man endlich etwas Gebautes sehen." Die Bauten selber würden für den Wirtscshaftsstandort Baden-Württemberg werben, ist er überzeugt. "Die Gebäude sind keine Werbeträger für Firmen", sagte Wulf mit Blick auf die Messe Karlsruhe. Auf der größten Halle prangt dort ein Emblem, was diese "im Handumdrehen zu einer schnöden Lagerhalle degradiert", so der Architekt. "Nichts gegen die Firma - aber es geht um die Wertigkeit an sich und die Harmonie zwischen Gebäude und Werbung." Die Mitarbeiter der Messe Stuttgart dürften diese Aussagen mit gemischten Gefühlen aufgenommen haben: Auch sie arbeiten an Sponsoringkonzepten für ihre Hallen ... Apropos Sponsoring: Während der Zeremonie kreiste ein Flugzeug über dem zukunftigen Messegelände, einen Banner einer (privaten) lokalen Brauerei im Schlepptau: Sie wünschte darauf der neuen Messe viel Erfolg.
Das Schlusswort der erfreulich kurzen Reden hatte der Geschäftsführer der Projektgesellschaft übernommen, Ulrich Bauer. "Mit dem heutigen Spatenstich geht für uns ein großer Wunsch in Erfüllung, für den die Projektgesellschaft seit nunmehr 6 Jahren intensiv arbeitet." Das ist dann eher eine kurze Zeitspanne: Der ehemalige Messechef Walter Gehring hatte seine Vision einer neuen Messe 1993 zu ersten Mal formuliert. Im gleichen Jahr hatte man sich auf die Suche nach dem richtigen Standort gemacht. Gehring freute sich sichtlich, denn schließlich war jeder Gast zum Spatenstich aufgefordert. Um allen die Dimension des Vorhabens zu verdeutlichen, waren auf dem Baugelände einige der zukünftigen Bauten mit bunten Ballons markiert worden. Aus dem Lehm, den die Gäste in die Container in bereit stehende Container schaufelten, werden Ziegelsteine gebrannt. Aus diesen wiederum wird der Grundstein gemauert werden. Christian Witt, Leiter der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit bei der Projektgesellschaft, ist sicher: "Das wird dann ein Großevent." Übrigens: Ihre (gereinigten) Spaten nahmen die Gäste als Erinnerung mit. Die neue Messe soll 2007 eröffnet werden.

m+a NEWSLINE Nr.18 / 2004 vom 16.09.2004
m+a NEWSLINE vom 16. September 2004