Interview Kein Glück in Amerika

Die CeBIT America wird nach zwei Anläufen vorerst nicht mehr durchgeführt. Vor wenigen Wochen war auch schon die traditionsreiche Konkurrenzveranstaltung Comdex in Las Vegas abgesagt worden. Warum tun sich IT-Messen zurzeit in den USA so schwer? Ernst Raue, Mitglied des Vorstandes der Deutschen Messe AG, Hannover, nimmt zu diesem Rückschlag Stellung.

Von wegen "aller guten Dinge sind drei": Mit der Absage der dritten Auflage der CeBIT America müssen Sie bei Ihrer Expansion einen herben Rückschlag hinnehmen. Was führte zu der Entscheidung, schließlich ist bis Sommer 2005 noch eine ganze Weile Zeit? Die CeBIT hätte vom 28. bis 30. Juni in New York stattfinden sollen ...

Ernst Raue: Wir haben entschieden, die CeBIT America zu verschieben. Das heißt: Sie wird im Jahr 2005 nicht stattfinden. Wir halten uns aber sehr wohl die Option offen, gegebenenfalls 2006 wieder an den Start zu gehen. Die Entscheidung ist in der Tat unerfreulich, jedoch zwingend. Eine nach wie vor schwache Konjunktur, ein grundsätzlich verändertes Anmeldeverhalten der Unternehmen und letztlich die mangelnde Zahl von verbindlichen Zusagen, an der CeBIT America 2005 teilzunehmen, waren ausschlaggebend, die Messe in 2005 nicht durchzuführen. Die generelle Expansionsstrategie der Deutschen Messe AG ist davon jedoch nicht betroffen. Wir haben in den vergangenen Jahren weltweit 18 neue Messen installiert, die sich gut entwickeln.

War die Entwicklung absehbar? Die CeBITs America 2003 und 2004 sollen doch ganz ordentlich gelaufen sein.

Die Veranstaltungen 2003 und 2004 hatten jeweils sehr zufrieden stellende Ergebnisse. Dass die Rahmenbedingungen des amerikanischen Marktes aktuell betrachtet immer noch nicht optimal sind war absehbar, zumal andere Messeveranstaltungen vom Markt genommen wurden.

Gibt es noch andere Gründe, die Sie zu der Absage bewogen haben?

Neben den gegebenen Marktbedingungen spielen natürlich auch betriebswirtschaftliche Überlegungen eine Rolle.

Die Sache mit der Comdex regelt sich von allein, haben Sie mal gesagt: Die wurde nun auf unbestimmte Zeit "verschoben". Gilt das auch für die CeBIT America?

Comdex in der früheren Form gibt es nicht mehr. Warten wir ab, wie sich der Markt entwickelt.

Hätte das nicht bald zu einer steigenden Beteiligung an der CeBIT America geführt?

Die Etablierung der CeBIT America im amerikanischen Markt hat sicherlich auch Einfluss gehabt auf die Entwicklung der Comdex. Im Umkehrschluss war daraus natürlich ein stärkerer Ausstellerzuspruch zu erwarten. Die Realität zeigt aber, dass dieser Effekt bisher nicht eingetreten ist und wahrscheinlich nicht eintreten würde.

Verlassen Sie (= Deutsche Messe AG) mit der Absage der CeBITwie die Kollegen aus München auch den amerikanischen Markt?

Nein, wir verlassen den amerikanischen Markt definitiv nicht. Wir veranstalten dort Messen wie zum Beispiel die ISCe - International Satellite & Communications Exchange Conference and Expo. Die Behandlung Hannover-spezifischer Themen im Rahmen von Kongressveranstaltungen mit Ausstellungsbereich, und dies an wechselnden Standorten in den USA, ist für uns eine gute Lösung, um unsere Kunden auch weiterhin zu betreuen. Außerdem bedient Hannover Fairs USA rund 1000 amerikanische Unternehmen auf dem Messeplatz Hannover und auf anderen internationalen Messen der Deutschen Messe AG. Interview: Christiane Appel

m+a NEWSLINE Nr.16 / 2004 vom 19.08.2004
m+a NEWSLINE vom 19. August 2004