Kommentar m+a NEWSLINE Nr. 22 / 2007 vom 08.11.2007

Eigentlich wollten wir ja nicht mehr über Köln schreiben. Aber so, wie es (dort) zurzeit aussieht, bleibt kaum eine andere Möglichkeit.
Die Millionenstadt zählt in vielen Beziehungen zu den schillerndsten Städten Deutschlands. Kein Wunder, in der Domstadt wird alles geboten, was große Oper braucht - und das auf allen Bühnen. Auf dem Spielplan Anfang November steht die Besetzung der Opernintendanz. Kurzfristig abgesetzt hingegen wurde ein anderes Stück: Kölnmesse oder die unendliche Geschichte der Witt-Nachfolge, in dem es um die Nominierung von Kandidaten für die Stelle des Vorsitzenden der Geschäftsführung gehen sollte. Gleich zwei Termine wurden gecancelt, auf denen erste Vorentscheidungen fallen sollten. Ein Nachfolger für Jochen Witt ist also noch nicht in Sicht. Bis Ende des Jahres soll es aber sowohl einen neuen Intendanten für die Oper als auch einen neuen Messechef geben ...
Unterhaltsam ist das, was da aus dem Kölner Rathaus dringt, schon lange nicht mehr. Ob es sich bei dem Machtpoker der Stadtoberen um ein Drama oder eher um ein Desaster handelt, mag jeder für sich entscheiden. Das Chaos scheint eine Never-ending-Story zu sein. Die Stadt tut der Messe damit keinen Gefallen. Finanzchef Herbert Marner kann einem schon leidtun: Solange die Stadt sich nicht outet, bleibt er als kommissarischer Sprecher der Geschäftsführung ein Übergangskandidat - und jeder wartet auf den Neuen. In dieser Situation scheint das Unternehmen vielen handlungsunfähig. Derweil werden die Probleme nicht kleiner.
Aktuell unter Druck und in den Schlagzeilen stehen die Kunstmessen, die in den letzten Jahren an Bedeutung verloren haben. Besonders die Art Cologne wird derzeit vorgeführt. Der Traditionstermin wurde von November in das Frühjahr verlegt, für den Herbsttermin eine neue Messe geschaffen. Dennoch kommt die einstige Vorzeigeschau nicht zur Ruhe. Diverse Galerien machen ein halbes Jahr vor dem Event bereits Stimmung gegen die 2008er Veranstaltung. Sie nutzten die Situation im Vorfeld der Cologne Fine Art Ende Oktober für Eigen-PR und schrieben die kriselnde Art Cologne damit weiter ab.
Parallel zur Cologne Fine Art der Kölnmesse fand im Expo XXI die privat organisierte Messe Art Fair 21 statt. Sie stammt vom selben Veranstalter, der auch für die Konkurrenzmesse DC Düsseldorf Contemporary verantwortlich zeichnet. Das Pikante am Rande: Der Aufsichtsratsvorsitzende der Kölnmesse, Fritz Schramma, ließ es sich nicht nehmen, eben diese Fine Art zu loben. "Die Welt" spottete in ihrem Beitrag "Abgesang auf den Kölner Kunstmarkt": "Wer soll sich da noch auskennen? Das ging dem Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma anscheinend auch so, als er am Mittwoch das Startsignal für die Art Fair 21 gab. Wenn jetzt selbst der Oberbürgermeister die städtische Konkurrenzmesse eröffnet, ja: Ist Köln dann überhaupt noch zu retten?"
christiane.appel@dfv.de

m+a NEWSLINE Nr.22 / 2007 vom 08.11.2007
m+a NEWSLINE vom 8. November 2007