Kommentar m+a NEWSLINE Nr. 20 / 2007 vom 11.10.2008

Die Grundsteinlegung für die neue Halle 11 und den neuen Eingang im tiefen Westen des Frankfurter Messegeländes war alles andere als ein trockener Festakt - eher die Sternstunde einer Visionärin. Petra Roth, Frankfurts Oberbürgermeisterin und damit Aufsichtsratsvorsitzende, nutzte die Gunst der Stunde - den Auslandsaufenthalt des Sprechers der Geschäftsführung - und gab sich gesprächig und redefreudig. Dabei gewährte sie tiefe Einblicke ins Innenleben der Messe Frankfurt. Sie lobte das Unternehmen als "die einzig Messegesellschaft, die in Deutschland schwarze Zahlen schreibt". Anderswo wird dies bestimmt anders gesehen.
Roth beschrieb die Messe Frankfurt dann als "Knotenpunkt in der globalisierten Welt". Da diese mobil bleiben muss, war auch Kunibert Schmidt, Geschäftsführer des Verbandes der Automobilindustrie zur Grundsteinlegung zu Gast. Um ihn, respektive die Messe des VDA, ging es beim Festakt. Denn: Frankfurt und die IAA, das sei ja schließlich eine Marke. "Deshalb Herr Schmidt: Wir bauen die Halle 11 nur für Sie". Ein Raunen ging durch die Menge, als sie dann noch den zukünftigen Mieter nannte. Dort werde BMW einziehen, verriet die OB. Damit ist die Aufgabe für den VDA definiert, noch gibt es von den Münchnern diesbezüglich keine Zusage (und es gäbe sicher auch noch andere Kandidaten). Aber Frau Roth weiß: "So ein Zelt, das ist noch nichts für BMW, die brauchen was anderes" Architekten und Messebauunternehmen, die den zweistöckigen temporären BMW-Showroom auf der Messe realisierten, wird solch eine Einschätzung sicher freuen.
Im Herbst 2009, rechtzeitig zur IAA, sollen die beiden neuen Gebäude fertig sein. Frankfurt baue aber auch aus, um sich von den neu entstandenen Messeplätze im Osten zu distanzieren und nannte als Beispiele Dresden und Leipzig. - die können sich freuen, in einem Atemzug mit Frankfurt genannt zu werden. Auch wenn Dresden dringend Käufer sucht.Noch ein Wort zur neuen Halle: Überall, klagte Roth, gäbe es nur Zweckbauten. "Bei uns entsteht es Architektur. Das macht die Messe so attraktiv." Deshalb stellt sich die Aufsichtsratsvorsitzende viele neue Veranstaltungen für Frankfurt vor. "Wir würden gern die Anuga haben, die Druckmesse, die Spielwarenmesse aus Leipzig (gemeint war sicher die Games Convention) und die Cebit. Aber alles geht nicht", bleibt sie realistisch.
Schön zu hören war auch, dass Frankfurt sich mit den Neubauten keineswegs am Wettrüsten um Ausstellungsfläche beteiligt, sondern lediglich den Wettbewerb auf Distanz halten will. Das gilt ja bekanntlich für jeden Neubau - und die Quadratmeter zuviel haben immer die anderen. In Sachen Überkapazitäten ist es überhaupt ziemlich ruhig geworden - und das ganz kurz vor der Eröffnung der Messe Stuttgart. Hat das was zu bedeuten?
christiane.appel@dfv.de

m+a NEWSLINE Nr.20 / 2007 vom 11.10.2007
m+a NEWSLINE vom 11. Oktober 2007